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    Sex in langjährigen Beziehungen
    Was kann ich tun, damit es auch in einer langen Beziehung noch knistert?

    Das ist natürlich ein extrem gefragtes, diskutiertes und spannendes Thema! Wir haben uns eine Expertin an die Seite geholt, die es wissen muss: Nele Sehrt aus Hamburg ist Diplom Psychologin und Sexual- und Paartherapeutin. Sie war schon in vielen Formaten hinter und auch vor der Kamera zu diesem Thema zu Gast, schreibt eine Kolumne für die „Welt“ rund um das Themas Sex und ihr Buch „Liebe passiert – Beziehung ist Arbeit“ ist auch gerade erschienen.

    Wir müssen weg von „funktionieren“, „optimieren“ und „perfektionieren“

    Nele sagt selbst über ihren Beruf, dass sie oft als Dolmetscherin funktioniert und Bedürfnisse und Gesagtes nur für den Partner übersetzt: „Ich finde das Leben spannend und ich finde Lösungen von und für Menschen spannend und gehe an den Punkt wo es sich „festhakt“, denn das ist völlig normal“, so Nele. „Wir sollten wegkommen von der Vorstellung zu „funktionieren, zu optimieren und zu perfektionieren. Das hat man in Firmen und in der freien Marktwirtschaft… und wenn die Zahlen dann erreicht sind, müssen es im nächsten Quartal WIEDER höhere sein und so wird der Leistungsdruck immer stärker. Wir sind aber keine Kollegen in Unternehmen, wir sind Liebende in Beziehungen.“, so Nele. 

    Allerdings ist dieser Vergleich sehr gut, denn auch in Beziehungen haben wir oft das Gefühl, nicht zu genügen, immer mehr leisten und abliefern zu müssen, perfekt zu sein, damit der Partner bloß nicht fremdgeht oder ähnliches. Aber gerade mit der Veränderungen des Körpers, egal ob nach einer Geburt oder einfach weil der Körper sich mit zunehmenden Alter nun mal verändert, steigt dieser Druck und das Gefühl, nicht mehr zu „reichen“. Hier geht es auch um Rollenbilder, um das was wir gelernt haben und das was wir sein möchten. Diese Sicht sollte man hinterfragen: „Hilft mir meine Ansicht bei meiner Sexualität?“

    In jeder Beziehung gibt es Phasen

    Und auch wenn es verzwickt ist und man im Alttag oft aneinander gerät: „Man hat ja kein Arschloch geheiratet. Er oder sie war ja mal lieb.“, so Nele. Auch das muss man sich im Alltag bewusst machen. Warum hat man sich in den Partner*in verliebt? 

    In jeder Beziehung gibt es unterschiedliche Phasen. Erst total verliebt und man kann gar nicht voneinander lassen… dann kehrt irgendwann der Alltag ein und man wird als Paar mehr auf die Probe gestellt. Wenn man das dann weiter spinnt, kommen Kinder dazu.

    Jede Phase und Zwischenphase hat seine Zeit und aber auch seine Berechtigung: Bedürfnisse und worauf sich der Fokus richtet, verändern sich. Und das ist auch total ok so! Man darf auch mal sagen: jetzt sind wir eben gerade mehr das Eltern-Paar. Nur darüber reden und es aussprechen ist wichtig, damit beide wissen, woran sie sind und nicht das Gefühl haben, den Erwartungen des anderen die ganze Zeit nicht entsprechen zu können. Dann entsteht Druck. Und daraus kann irgendwann Gleichgültigkeit werden, weil man aufgibt! 

    „Die Herausforderung ist gar nicht der Sex, sondern der erotische Anfang.“

    „Dieser wird gar nicht zelebriert, sondern meist einfach übergangen.“, so Nele Sehrt. Es ist beruhigend zu wissen, dass die sexuelle Lust aufeinander, die am Anfang da ist, NIE bleibt, weil sich einfach immer alles verändert. Also diesen Druck sollte man sich gar nicht erst machen. Wir sollten daher nie den Anspruch haben, dass es wieder so sein muss, wie es mal WAR. Veränderung FINDET STATT. ES IST OK! 

    „Wir brauchen die Freiheit und den Mut, dass wir auf uns hören und einfach mitbekommen, was wir gerne möchten“ und dass wir unsere eigenen Bedürfnisse nicht immer runterschlucken. Ein total wichtiger Aspekt wenn es um das Thema Selfcare geht.

    Auch wenn gerade eine lange Beziehung ja aus vielen Kompromissen besteht – es muss auch immer Punkte geben, wo es eben keine Kompromisse geben DARF. Sonst verliert man sich selbst. Und dann verliert man auch die Beziehung. 

    Wie fühle ich mich gesehen?

    Die entscheidende Frage ist ja nicht: „Was kann ich tun, damit unsere Beziehung wieder wird wie am Anfang, sondern die entscheidende Frage ist ja: Wodurch bekomme ich HEUTE im Dasein unserer JETZIGEN Beziehung das Gefühl, dass ich mich beachtetet fühle?“

    Das kann etwas ganz simples sein, wie z.B. „Schau mir doch bitte mal wirklich acht Sekunden lang in die Augen. Schau nicht über mich drüber, sondern SCHAU MICH AN. Nimm dir die Zeit dafür.“ Wie schaffe ich es im Alltag, dass ich mich von meinem Partner gesehen fühle. Nicht nur Antworten sind entscheidend, sondern viel mehr, vorher die richtigen Fragen zu stellen.

    It’s the little things

    Erwarte keine Wunder, Feuerwerke…das hat eh keinen langen Bestand. Kleinigkeiten, Details im Alltag. Und ganz wichtig: Jeder ist dafür verantwortlich, solche Situationen selbst im Alltag zu schaffen, dass der Partner sich gesehen fühlt.

    Also nicht nur ERWARTEN, sondern selbst solche Situationen ERSCHAFFEN. Das kann sein, dass man morgens den Kaffee so macht wie der Partner*in ihn mag. Das kann sein, im Supermarkt die Lieblingsschokolade zu kaufen oder sich bewusst Zeit zu nehmen und zu fragen „Hey wie geht es dir eigentlich gerade? Bist Du glücklich?“. 

    Wo kann ich meinem Partner das Gefühl geben, dass ich ihn/sie SEHE?

    Auch einfach direkt fragen ist ein Weg: „Sag mal, wann fühlst du dich eigentlich von mir beachtet? Hast du das Gefühl, dass ich mich für dich interessiere?“ Ins Gespräch zu gehen, ist der Schlüssel. Denn Sexualität fängt genau bei solchen Kleinigkeiten an: Dass man sich wahrnimmt und so Lust aufeinander bekommt. Authenzität spielt dabei auch eine wichtige Rolle: Lebt mein Partner*in auch seine/ihre EIGENE Sexualität aus oder macht er/sie nur dass, was ich erwarte oder wo er/sie glaubt das tun zu müssen.

    „Es geht nicht um einen jungen und straffen Körper, sondern es geht darum, wie sich zwischen zwei Menschen Energien aufbauen können, so dass da Lust entsteht. Und der Anfang dabei, diesen Raum zu erschaffen, wo solche Energie entstehen kann, ist dabei das Wesentliche.“ so Nele Sehrt. 

    Ist eine offene Beziehung vielleicht die Lösung für unsere sexuellen „Probleme“?

    „Diese Frage stellen sich immer mehr Paare. Wichtig ist dabei, Grenzen abzustecken, Regeln aufzustellen und sich zu fragen „ab wann verletzt mich etwas?“

    Diese Kommunikation ist einfach enorm wichtig. So eine Veränderung in einer Beziehung, also den Weg der offenen Beziehung zu gehen oder auch fremd zugehen, kann ja auch eine Chance sein. Eine Chance zu erkennen, was einem fehlt…

    Kommunikation, Kommunikation , Kommunikation ist hier das A und O. Das ist ein Prozess und keine Entscheidung, die man von heute auf morgen fällt. Das Thema Aussenbeziehung ist einfach ein unglaublich verletzliches Thema. 

    Trennungsgrund Nr. 1: Sexuelle Aussenbeziehung

    Der wichtigste Grund für eine Trennung ist auch genau dieser: Eine sexuelle Aussenbeziehung. Spannender Weise gehört aber Sexualität und die Häufigkeit des Sex’ gar nicht auf die vordersten Plätze beim Thema „Glück und Zufriedenheit in einer Paarbeziehung“. Die Häufigkeit der Sexualität kommt erst auf Platz 14 auf dem Ranking „Was ist mir in einer Beziehung wichtig?“. Loyalität, die Freundschaft die man miteinander hat und das Partner-in-Crime Gefühl haben einen wesentlich höheren Stellenwert und belegen die Plätze 1, 2 und 3.

    Wir haben Nele nach den besten Tipps für mehr gegenseitige Sichtbarkeit gefragt:

    1. Reden und zwar ohne Eskalation, keine Kontrollfragen, Einfachheit reinkommen lassen, so das man wieder lernt, in den Dialog zu gehen. 
    2. Offen sein mit sich selber, Dinge aussprechen, den inneren Kompass zeigen und sich trauen auf den anderen zuzugehen, keine Angst haben vor der Reaktion des anderen, sondern einfach ehrlich sein.
    3. Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion: Was möchte ICH eigentlich? Bin ICH glücklich?  
    4. Und nochmal: Reden Reden Reden…

    Zusammengefasst: sich Zeit zu nehmen, miteinander zu reden, das ist der Schlüssel zum Glück. Im Alltag natürlich oft nicht einfach. Aber wer hat gesagt, dass es einfach ist.

    Fun-Fact: Der Mann redet lieber nach dem Sex, die Frau lieber davor. Tja und nun? Richtig: Kompromiss.

    „Glück und Zufriedenheit in einer Beziehung kommt in erster Linie auf das Liebesgefühl an!“

    Das allerbeste Fazit von Nele Sehrt: „Glück und Zufriedenheit in einer Beziehung kommt in erster Linie auf das Liebesgefühl an!“ Und jedes Paar macht seine eigenen Regeln.

    Keine Studie, die besagt, dass die meisten Langzeitpaare ein- bis zweimal die Woche Sex haben, sollte auch für das Paar gelten, was glücklich miteinander ist und sich liebt, aber eben nur alle 3 Monate einmal Sex hat. Gestaltet eure eigenen Regeln. Und keine Situation ist für immer, es gibt Phasen und es kommen auch wieder andere. 

    „Jeder Weg, in dem du deinem inneren Kompass folgst, ist einfach der richtige“. Und das liebe Nele, lassen wir jetzt einfach mal stehen, nicken und klatschen Beifall.

    Und denkt dran: wir sollten immer von der Grundthese ausgehen, dass unser Partner*in kein „Arschloch“ (O-Ton Nele Sehrt“) ist: Er/Sie wird uns zuhören und uns verstehen, wenn wir ihn darum BITTEN und KOMMUNIZIEREN.

    Hier könnt ihr euch den kompletten spannenden Talk mit Nele Sehrt nochmal ansehen:

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