
Selbstfürsorge durch Wohlwollen und VergebungWie wir Unzufriedenheit und Ärger mit Verständnis für uns und andere begegnen können
Es ist ein Teufelskreis. Geht es uns schlecht, fangen wir an, auch über andere zu meckern. Oft sind wir aber einfach mit uns selbst so im Unreinen und so unzufrieden, dass wir es einfach abwälzen müssen, weil wir uns selbst so quälen und so auf Erleichterung hoffen. Doch das ist falsch, denn so quälen wir nicht nur noch zusätzlich andere, sondern sind am Ende noch unglücklicher, weil wir unseren Mitmenschen Unrecht tun und diese Schuld uns zusätzlich belastet. Doch wie können wir uns in solchen Monenten selbst helfen, andere besser verstehen und vor allem vergeben?
Zweifachmama Maureen hat nach einem mittelschweren "MamaBurnout", als sie wochenlang nur noch weinend auf dem Sofa saß, beschlossen, andere Mamas dabei zu unterstützen, überhaupt nicht erst in solche Situationen reinzurutschen oder besser und schneller wieder herauszufinden. Deswegen berät sie als ganzheitliche Gesundheitstrainerin auf ihrer Website MAMAKRAFTQUELLE über Themen rund um psychische und körperliche Gesundheit für Mamas. Heute schreibt sie für uns darüber, wie Selbstfürsorge mit Wohlwollen und Vergebung beginnt und erzählt, wie ihre eigene Lebenssituation sie damals fesselte.
Den Teufelskreis durchbrechen
Wie schnell sind wir mit Verurteilungen im Alltag? Wie oft meckern wir über "Unfreundlichkeit" oder "Unfähigkeit" der anderen?
Früher habe ich das ständig getan. Ich habe meinen inneren Druck abgelassen, indem ich mich über andere aufgeregt habe. Kennst du das auch? Doch mindert das wirklich den Druck? Nein! Dadurch schütten wir nur noch mehr Stresshormone aus…
„Ich habe durch das Meckern lange auch unbewusst versucht, mein eigenes Gefühl der Minderwertigkeit zu überspielen oder mich dadurch aufzuwerten. Und das ist menschlich! Das tun wir fast alle mehr oder weniger."
Denn eines unserer Grundbedürfnisse ist Anerkennung.
Wir möchten wichtig sein und wertgeschätzt werden. Durch die Anerkennung und Wertschätzung erleben wir ein Gefühl von Zugehörigkeit, was unser Überleben sichert.
Doch je mehr Unzufriedenheit und Ärger wir ausstrahlen, desto mehr Negativität ziehen wir an. Auch unser Selbstbild verschlechtert sich dadurch.
Je mehr Wohlwollen du schenkst, desto mehr kommt zu dir zurück.
Wenn wir anderen Menschen hingegen mit Wohlwollen gegenüber treten, fühlen diese Menschen sich respektiert und anerkannt, was wiederum zur Folge hat, dass sie uns anerkennen. Außerdem verändert das unsere gesamte Ausstrahlung und erzeugt ein Gefühl von innerer Ruhe.
Wenn früher jemand, den ich kenne, ohne zu grüßen oder mit unfreundlichem Gesicht an mir vorbei gegangen ist, habe ich mich aufgeregt. Wenn jemand im Weg gestanden hat und nicht darauf geachtet hat, wenn jemand vorbei möchte, war das für mich ein Zeichen von mangelndem Interesse an anderen. "Der Egoist" dachte ich…
Doch vielleicht ist dieser Mensch gerade einfach nur in Gedanken, vielleicht hat er Sorgen, vielleicht ist er hoffnungslos überfordert oder unglücklich mit seinem Alltag… So wie ich auch manchmal… Dann übersehe auch ich Menschen oder überhöre Worte. Möchte ich dann, dass man sich über mich aufregt? Oder bin ich eher dankbar für Verständnis und Anteilnahme?
Ausblenden kann auch heilend sein
Eigentlich können wir dankbar sein, wenn wir es schaffen mal so sehr bei uns selbst zu sein, dass wir die Umgebung für einen Moment nicht wahrnehmen. Das ist ok! Man kann nicht immer alles im Blick haben.
„Erlaube dir und anderen, menschlich zu sein."
Wir müssen und können uns nicht immer perfekt verhalten. Und vor allem, was für uns vielleicht als "richtig" gilt, kann für jemand anderen eine Verletzung darstellen. Je nach bisheriger Erfahrung. Zum Menschsein gehört auch, dass man mal so richtig schlecht drauf ist und sich auch so verhält.
Gestehe anderen und dir selbst zu, mal einen schlechten Tag oder eine schlechte Zeit zu haben.
Wenn dich also das nächste Mal jemand an der Ampel anhupt oder rücksichtslos überholt, atme einmal tief in den Bauch und lasse den Stress beim anderen. Mache dir bewusst, dass es sein kann, dass dieser Mensch gerade nicht glücklich ist.
Wenn du hingegen grundsätzlich dazu neigst, für alle Verständnis zu haben und vielleicht sogar alles mit dir machen zu lassen, dann schau mal, ob diese Art des Wohlwollens im Moment das ist, was sich für dich gut anfühlt. Vielleicht darfst du auch erstmal deiner Wut etwas mehr Raum geben…
Raus aus der Opferrolle
Nun gibt es natürlich auch Verletzungen, die tiefer gehen. Die wir vielleicht sogar schon seit Jahren mit uns herumschleppen. Da widerstrebt es uns vielleicht, zu vergeben, denn es fühlt sich nach Schwäche an, nach Unterordnung und Passivität. Doch Vergebung ist alles andere als schwach, es ist stark und mutig und holt dich heraus aus der Ohnmacht. Vergebung ist eine aktive Bewältigungsstrategie. Du tust es nur für DICH! Damit entbindest du den Täter nicht von seiner Schuld. Es ist deine Selbstfürsorge, damit deine Energien nicht mehr an der Vergangenheit haften. Du bist nicht mehr Opfer, sondern Gestalterin deiner Gefühlswelt. Gib auch der Wut einen Raum.
Spüre und werde aktiv – lass Wut raus
Bevor du vergibst, ist es wichtig, dass deine Wut da sein darf, dass dein Schmerz nicht unterdrückt wird, sondern sich ausdrücken kann. Denn unterdrückte Wut kann zu schweren Erkrankungen führen. Spüre deine Wut, aber lass sie nicht in eine chronische Wut übergehen, die dein ganzes Leben bestimmt. Du kannst zum Beispiel all deine Wut und deine Gedanken einmal niederschreiben. Du kannst in ein großes Kissen boxen oder einen Brief an die Person schreiben, in dem du alles heraus lässt. Ich empfehle diesen Brief allerdings nicht abzuschicken, denn das ist meist nicht sehr hilfreich.
Es kann hilfreich sein diesen Brief selbst zu beantworten und quasi eine Entschuldigung zu formulieren.
Selbstheilung durch Verständnis
„Kein Mensch kommt böse auf die Welt."
Menschen, die andere verletzen, tragen selbst einen Schmerz in sich, mit dem sie nicht umgehen können. Das ist keine Entschuldigung, aber hilft, um die Tat von sich selbst fern zu halten. Dieser Blickwinkel hilft zu verstehen, dass rücksichtsloses, grenzüberschreitendes oder sogar brutales Verhalten von anderen Menschen nichts mit deinem Wert zu tun hat. Es ist immer das Thema des anderen, der versucht seinen eigenen Schmerz irgendwie zu kompensieren.
Vielleicht magst du einen Vergebungsbrief schreiben, der dir hilft mit dem Thema abzuschließen.
Vergebung und Wohlwollen ist wunderbare Selbstfürsorge. Sie helfen uns in unserer Mitte zu bleiben und weniger Stresshormone auszuschütten. Gepaart mit einer Wertschätzung und Akzeptanz deiner Wut wird es dir helfen deinen Alltag mit mehr Leichtigkeit zu erleben.
Photo by Külli Kittus on Unsplash