
Mein Weg zu mehr SelbstfürsorgeGastautorin Helena teilt mit uns ihre ganz persönlichen Tipps und Tricks, wie sie als Mama einen kraftvollen und entspannten Weg durch ihren Alltag findet
Wie geht es dir? Hast du dich heute schon um dich gekümmert? Helena Gorovoj ist Mama von 2 Mädchen und verbringt ihre Elternzeit damit, andere Mamas zu unterstützen. Nach einem jahrelangen Kampf gegen Essstörungen und Depressionen, teilt sie mit uns ihre Erfahrungen, um aufzuzeigen, wie wichtig es ist, für sich selbst zu kämpfen.
Denn seien wir mal ehrlich, als Mama platziert man sich selbst meist ganz unten auf der Prioritätenliste. Besuch vom schlechten Gewissen bekommen wir trotzdem oft genug, obwohl wir auch nur Menschen sind und Fehler machen dürfen. Vergesst nicht: Denkt auch an euch, ihr seid wichtig! Für den Fall, dass ihr keine Zeit für euch findet, hat Helena für uns 18 (!) tolle Tipps zusammengestellt, um auch harte Phasen zu meistern.
Du schaffst das – einen entspannten Weg für deinen Alltag zu finden!
„Helena, du schaffst das! Du hast ein Baby aus dir rausgepresst. Das schaffst du jetzt auch noch!“ Ermutigende Worte von mir an mich selbst – vermischen sich in meinem Kopf mit großer Verunsicherung, Angst und Panik. Innerlich zittere ich seit Tagen. Vielleicht wegen des Blutverlusts, der Ausschabung, den Schwindelanfällen und den Komplikationen nach der Entbindung, vielleicht wegen des Schlafmangel, des Stresses und den Schmerzen. Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus allem, die mich seit einer Woche innerlich aufessen.
Seit sechs Tagen bin ich Mama, sitze endlich zu Hause auf der Couch und die einzigen Worte, die aus meinem Mund kommen, sind: „Ich bin überfordert“. Ich sage sie, weil ich übermüdet und erschöpft bin. Ich sage sie, weil ich Angst habe, den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Ich sage sie, weil ich seit diesen sechs Tagen keine ruhige Minute für mich hatte. Ich liebe mein Baby, nur so hatte ich mir unseren Start in unser Familienglück absolut nicht vorgestellt.
In wenigen Wochen liegen diese sechs Tage bereits vier Jahre zurück und ich kann mit einem großen Grinsen im Gesicht verkünden: Ich habe Wege gefunden. Ich musste funktionieren, also suchte ich, probierte aus und ich fand sie – Wege für mich und meine Kinder. Mein Geheimnis? Ich habe die letzten Jahre so gut gemeistert und auch harte Tage überlebt, weil ich meinen Tagesablauf gut organisiert und so gut wie möglich dem Rhythmus meiner Kinder angepasst habe, ohne mich dabei zu sehr zu vernachlässigen und dabei alle zufrieden zu stellen. Ich habe herausgefunden, wie ich mich um die Kinder, den Haushalt, meine Ehe, mein Studium und meine Arbeit so gut wie alleine kümmern kann, ohne auf mich selbst zu verzichten.
Aber was genau meine ich damit? Ich möchte dir gerne von einer Situation erzählen, in der ich mich mit meiner ersten Tochter monatelang befand und eine Lösung finden musste. Im ersten Lebensjahr meiner Tochter hat mein Mann ein Praktikum bei einer Firma gemacht, weshalb er sehr früh aufstehen musste, da er eine weite Strecke zu fahren hatte und dementsprechend auch immer spät abends nach Hause kam. Unserer Tochter hat bereits seit ihrer Geburt schlecht geschlafen und phasenweise sogar so schlecht, dass ich oft Nacht für Nacht kaum Schlaf bekam. Was habe ich also gemacht? Da ich tagsüber selbst oft so müde war, habe ich mich mit ihr hingelegt, bin spazieren gegangen oder habe mich mit ihr ausgeruht. Ich brauchte den Schlaf und auch die Ruhe und habe sie mir auch geholt. An manchen Tagen haben wir auch was unternommen, waren einkaufen oder hatten Termine. In dieser Zeit hatte ich aber auch den Haushalt zu erledigen. Was habe ich also gemacht? Ich habe meine Aufgaben dem Rhythmus meiner Tochter angepasst und geschaut, wann ich welche Aufgaben erledigen kann. Jeden zweiten Tag bin ich nachts aufgestanden und habe zwischen drei und fünf Uhr gekocht und aufgeräumt. Tagsüber habe ich, wenn ich mal nicht mit meiner Tochter eingeschlafen bin, gelernt während sie schlief oder einfach mal nichts gemacht.
Natürlich hat alles länger gedauert und es war auch manchmal frustrierend, dass ich so langsam vorangekommen bin, aber ich habe gemerkt, dass ich Tag für Tag trotzdem etwas geschafft habe. Von Phase zu Phase habe ich rückblickend gelernt, was wichtig ist und was nicht, was ich alles geschafft habe und was ich brauche, um mich jeden Tag wohl zu fühlen und mich zu motivieren, die guten und die harten Tage durchzustehen. Ich habe Selbstfürsorge als Mama nicht nur erlernt, sondern auch neu für mich entdeckt. Phasenweise brauche auch ich sogar mehrere Tage, um mir meine Nägel zu schneiden – es sind dennoch Phasen, kein Dauerzustand.
Bei mir gilt es nicht zu sagen „Ich habe Kinder, ich habe keine Zeit für mich“. Wenn es so ist, dann ändere etwas in deinem Alltag, setze deine Prioritäten anders, nimm Hilfe an – aber erwarte sie nicht, um dir Enttäuschung, Zeit und Nerven zu sparen. Du musst Zeit für dich finden. Du musst dir Zeit für dich nehmen. Es kommt auf deine Sichtweise, deine Situation und deine Organisation an. Plane für dich Zeit ein, um etwas zu tun, was du magst. Selbstfürsorge ist nicht egoistisch. Sie ist dafür da, um Kraft zu tanken, sich zu motivieren, den Stresslevel zu senken, sich auszuruhen und die Reserven wieder aufzufüllen. Und davon profitierst nicht nur du, sondern deine gesamte Familie und deine Mitmenschen.
Jede Mama macht schwere Phasen durch und dann stellt sie fest, dass sie die Selbstfürsorge am meisten braucht, wenn sie am wenigsten Zeit dafür hat. Dazu möchte ich dir folgendes sagen: Ich selbst habe mich in den letzten Wochen stark vernachlässigt, meine Haare tagelang nicht gewaschen, mein Gesicht nicht eingecremt und meine Blase erst kurz vorm Einpinkeln entleert. Und dann war ich schnell gereizt, habe gemeckert in Situationen, wo ich doch sonst die lockere Mama bin. Ich habe mich selbst nicht erkannt, hatte schlechte Laune und konnte nachts nicht schlafen. Ich bin Profi darin, mich selbst zu vernachlässigen, aber genauso habe mit den Jahren gelernt auf meinen Körper zu hören, im Alltag genau hinzuschauen und Momente für mich zu nutzen, zu genießen und so in den selbst wenigen Minuten, die ich als Mama habe Kraft zu tanken. Ich habe nämlich gelernt, zu kommunizieren und falle ich in meine alten Verhaltensmuster, sage ich meinem Mann klar und deutlich, dass ich an meiner Grenze bin und Hilfe brauche.
„Denn die wichtigste Lektion, die ich in den fast vier Jahren Mamasein gelernt habe ist, dass immer zu funktionieren nunmal nicht funktioniert. Wir Mamas dürfen und wir müssen an uns denken!“
Ich möchte gerne die Möglichkeit nutzen, meine Tipps & Tricks mit dir zu teilen und dir so zu helfen, im Alltag abzuschalten! Für mich sind diese Tipps oft die Retter in Not, wenn ich merke, dass ich gereizt bin und am liebsten das Haus für ein paar Minuten verlassen würde. Vielleicht ist ja auch etwas für dich dabei, dass dir hilft.
Meine Tipps zu mehr Selbstfürsorge
- Wenn du merkst, dass die Stimmung bereits am Morgen dabei ist zu kippen, versuche sie aufzuhellen. Verbreite gute Laune indem du Musik anmachst, dabei singst, tanzt oder auch beides. Wenn du Lust hast, kitzle deine Kinder, mache Tiergeräusche, spielt Fangen oder nimm sie auf den Arm und tanzt zusammen. Die perfekte Kombination aus Spaß und Bewegung.
- Freunde dich mit Humor, Verspieltheit und Leichtigkeit an. Das sind sehr wichtige und tolle Begleiter im Alltag mit Kindern, die in so mancher Situation das Beste rausholen und man auch weniger meckert.
- Deine Gedanken und deine Perspektive beeinflussen bereits beim Aufstehen, wie dein Tag wird. Versuche deine Gedanken positiv zu halten, du wirst merken, du startest viel fröhlicher in den Tag.
- Behalte dir eine gesunde Portion Egoismus und behandle dich selbst so, wie du jemanden behandeln würdest, den du liebst. Im Klartext, übe Selbstfürsorge. Lass einfach mal alles liegen. Strapaziere deine Nerven nicht, wenn dein Körper und deine Seele Alarm schlagen. Du bist auch mal dran. Verschwinde kurz ins Nebenzimmer und nasche einen Schokoriegel oder bleibe länger auf der Toilette sitzen und atme ein paar Mal tief ein und aus. Das hilft, glaube mir!
- Unterhalte dich mit anderen Mamas, tausche dich aus. Es hilft mit anderen Mamas zu sprechen, die ähnliche Situationen erlebt haben und man fühlt sich dann nicht mehr so allein.
- Passe den Alltag/deinen Rhythmus den Kindern an. Heißt nicht, gebe dich auf, sondern mach die Aufgaben so, dass du und die Kinder nicht zu kurz kommen. Versuch morgens früher aufzustehen, um etwas zu erledigen, dass du tagsüber nicht machen kannst oder dich nicht so gut konzentrieren kannst. Du kannst die Zeit gerne auch für dich nutzen, ein Buch lesen, Yoga machen… Du kannst aber auch Kartoffeln schälen und sie ins Wasser legen. Sie kochen und stampfen kannst du auch noch, wenn die Kinder wach sind und mit Baby auf dem Arm.
- Genieße jeden Tag. Ja, das meine ich tatsächlich auch so. Mecker weniger. Versuche aus jeder Situation etwas Positives zu ziehen, denn auch doofe Tage sind Tage deiner Lebenszeit und du wirst es bereuen diese Zeit vergeudet zu haben.
- Kommuniziere mit deinem Mann/Partner. Sag ihm ruhig, dass du mehr Zeit für dich brauchst. Aber nutze das Zeitfenster dann auch nur für dich. Geh spazieren, nimm ein Bad, schlaf, backe einen Kuchen, mach dir eine Maske, geh zum Friseur, iss dich satt. Gönne es dir. Das nächste Zeitfenster ist vielleicht noch in weiter Ferne. Nutze es richtig aus und lass es krachen.
- Wenn deine Kinder gerne malen, puzzlen oder sich auch mal so selbst beschäftigen, nutze auch mal diese Zeit für dich. Du kannst dich auch zu ihnen ins Zimmer setzen und dich einfach nur ausruhen, dich auf den Boden legen und entspannen, etwas lesen, dir Gedanken machen über dich selbst, deine Ziele. Es gibt so viele Möglichkeiten diese Minuten wertvoll zu nutzen.
- Falls deine Kinder gerne auf den Spielplatz gehen, lass dein Handy in der Tasche. Spiel mit den Kindern mit, bleib auf der Bank sitzen und ruhe dich aus oder mach in der Zeit ein paar Übungen. Es ist dir überlassen, wie du dich entspannst und die Zeit für dich nutzt.
- Früher habe ich alles an einem Tag geputzt. Und wenn es dann mal nicht geklappt hat, weil das Kind nicht schlafen konnte oder anhänglich war, wurde ich frustriert. Also habe ich es geändert und mache jeden Tag etwas im Haushalt. So ist es nie zu dreckig oder zu chaotisch und ich habe jeden Tag das Gefühl, ich habe es heute geschafft.
- Dankbarkeit üben hilft und ist nicht nur ein tolles Ritual mit den Kindern, sondern sorgt für inneren Frieden. Versuche es mal, abends vor dem Schlafen, einfach mal die Kinder fragen, wofür sie dankbar sind und ob sie einen schönen Tag hatten. Und gerne ihnen erzählen, wofür du dankbar bist. So schafft ihr für euch auch gemeinsame Momente und Erinnerungen.
- Wenn du dich nicht gut fühlst, mache ein paar Entspannungsübungen, vor allem für den Rücken. Das hilft mir oft einen anstrengenden Tag zu überstehen. Da kann die To Do – Liste auch warten, es wird nur das Nötigste erledigt.
- Falls du Freundinnen hast, die auch Kinder haben, versucht euch zu treffen. Während die Kinder spielen, könnt ihr ein bisschen quatschen. Besser noch, vereinbart Playdates. So hast du dann auch mal zwei bis drei Stunden in der Woche für dich.
- Nehme dir bewusst Zeit für dich und deine Kinder. Kein Frust, kein Gehetze. Nur ganz viel lachen, spielen, tanzen und ungeteilte Aufmerksamkeit. Ihr schafft schöne Erinnerungen und Glücksmomente.
- Wenn du gerne liest, leg dir Bücher bereit. Und wenn du mal einen Moment erwischt, kannst du direkt nach dem Buch greifen und kommst mit dem Lesen voran. Zwar langsam, aber es geht voran.
- Und nun mein Geheimtipp, den ich diesen Sommer für mich entdeckt habe: Cocktails! Mein Mann kauft mir alkoholfreie Cocktails, die ich mir ins Glas mit ein paar Eiswürfel einschütte und schon genieße ich mein Leben noch mehr. Probier es mal aus!
VON MIR FÜR DICH
Selbstfürsorge ist kein Luxus. Es ist das Recht jeder Mama ihre Grundbedürfnisse zu stillen und sich Auszeiten zu gönnen. Phasenweise ist das Mamasein eine immense Herausforderung und kann uns erschüttern. Denn seien wir mal ehrlich, als Mama platziert man sich selbst ganz unten auf der Prioritätenliste. Besuch vom schlechten Gewissen bekommen wir trotzdem oft genug, obwohl wir Mamas auch nur Menschen sind und Fehler machen dürfen. Vergiss nicht: du trägst nicht nur die Verantwortung für deine Kinder. Du trägst sie auch für dich und es ist so wichtig für deine Familie, dass es dir gut geht. Selbstfürsorge ist ein Prozess, an dem du arbeitest und nach und nach dich selbst fragst, was du brauchst, um dich gut zu fühlen. Vergiss nicht dich selbst! Du bist wichtig!