
Warum die Corona Krise Familien am härtesten trifftEin Ausschnitt aus dem #Coronatagebuch von Autorin und Bloggerin Alu
Manches Mal dieser Tage wünschte ich mir doch einen Schreisack, in den man hineinbrüllen kann, nur damit ich meine ganze Frustration mal loswerden darf.
Ich zweifle nicht an der Idee von Social Distancing. In unserem engsten Kreis gibt es Menschen, mit denen ich noch viele gemeinsame Jahre verbringen möchte. Für all diese lieben Personen schrauben wir unsere sozialen Aktivitäten einfach auf null, igeln uns ein und buddeln jetzt mal vier Wochen die Blumenkästen um. Es gibt keine andere Möglichkeit, also arbeiten wir mit der Ausgangslage, diese würde ich nie diskutieren wollen.
Aber: Es macht mich trotzdem wahnsinnig welche Erwartungen alle Seiten an Eltern stellen: Wir sollen Lehrerinnen, Betreuerinnen, Arbeitnehmerinnen, Selbstständige und noch verantwortungsbewusst sein. UFF. Warum regst du dich denn auf, fragen mich einige Menschen: Ist doch alles easy mit den Kindern daheim und so, voll YOLO.
Ich empfinde das leider gar nicht als YOLO oder entspannt oder irgendwas. Denn ehrlich mal: Eltern sind gerade am Arsch! Ich habe jetzt drei Kinder zu Hause, zwei von ihnen sind Schulkinder. Wenn die große Tochter heute mit ihren Aufgaben nach Hause kommt, dann wird hier die Hütte brennen.
Die #Schulschließung und das Gymnasium
Der Online-Zugang zur Schule funktionierte nämlich bei ihr noch nicht und außerdem wurde mal schnell noch eine Englischarbeit auf letzten Montag vorgezogen, soll voll effizient. Die Schule geht, nach derzeitigem Kenntnisstand noch davon aus, dass wir ELTERN (in dem Fall ich, der Mann muss jeden Tag ins Büro) eine volle Lehrkraft ersetzen können. Spoiler: Kann ich nicht! Könnte ich das, dann hätte ich wohl Lehramt studiert. Am Wochenende haben wir einen alten PC fit gemacht, das war unsere bisherige Leistung zur #Schulschliessung. Stoffvermittlung, so dass sie für anschließende Klassenarbeiten reicht, das kann hier allerdings keiner garantieren und das wäre auch vermessen dies zu erwarten. Zum Glück ist das große Kind ehrgeizig (und panisch) genug sich sicherlich auf ihren Hosenboden zu setzen, aber wie lange wird das motiviert so sein?
Die #Schulschließung und die Grundschule
Dann hätten wir da noch Kind 2. Das mittlere Kind besucht nicht ohne Grund ein Förderzentrum. Seine bisherige Klasse besteht aus sechs Kindern und diese werden mit hoher Disziplin durch den Lernstoff begleitet. Kind 2 ist im Bereich Motivation ungefähr auf dem Level eines Faultiers unterwegs, jede zusätzliche Lese- oder Lernaufgabe, die wir derzeit daheim bearbeiten müssen, kostet ihn jedes Mal ein Tal der Tränen und bringt beim Vater und mir weitere graue Haare zum Vorschein. Dieses Kind daheim ordentlich zu beschulen wird wohl die größte Herausforderung. Denn, wenn er nicht alle 30 Sekunden (ich habe nachgezählt) nach „Switch spielen“ fragt, dann sind es die Alternativen wie „Ich habe Hunger“ oder „Ich geh Lego bauen“. Das Kind verfügt über einen, noch nie genutzten, Schreibtisch und vor allem eins: Den dicksten Sturkopf, den man sich vorstellen kann und die Vorstellung, dass zu Hause keine Schule stattfindet. Bleiben wir gespannt wie das gehen soll.
Die #Kitaschließung und das Kleinkind
Wenn ich es dann geschafft haben sollte beiden Kindern Aufgaben (natürlich Schulkonform und voll, wie sich alle das wünschen) zu geben und mit ihnen durchzugehen, dann bespaße ich noch eine kleine Dreijährige. Sie bringt eigentlich die meiste Lernmotivation mit, dafür aber auch den meisten Bespaßungsbedarf. „Malen, Mama?“ „Schminken, Mama?“ „Will Bibi und Tina hören, Mama“. Ihr könnt es euch vorstellen. Warum die Corona Krise Familien am härtesten trifft
Corona trifft Familien am härtesten
Fakt ist: Für uns Eltern (egal welcher Konstellation) ist das die #Staythefuckhhome Realität. Der Wunsch vieler Arbeitgeber nebenbei noch mal schnell Vollzeit, oder Teilzeit, in totaler Leistung die Stunden abarbeiten zu können sind einfach überzogen. Zudem gibt es sehr viele Personen, die gar nicht im Home-Office tätig sein können, trotzdem aber in Betreuungsschwierigkeiten schlittern (und Oma und Opa nicht zu Hilfe ziehen) und die dann (und das ist wirklich der Hammer!) ihren Urlaub für eine gesamte Gesundheitskrise des Staates nehmen sollen, um ihre Kinder zu betreuen und dann eben nicht zu arbeiten (was ja auch nicht geht, da sie ja gebraucht werden).
Was passiert mit Eltern in Selbstständigkeit? Künstlerinnen? Schreiberinnen?
Damit nicht allein. Viele selbstständige Eltern aus allen Bereichen haben bereits einen großen Teil ihrer Einkünfte für 2020 verloren oder gehen davon aus diese zu verlieren. Auch hier sind wieder Familien eine besonders betroffene Gruppe, denn viele Selbstständige gehen ja in diese Arbeitsform, um mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können. Oder aber das System zwingt sie dazu sich selbstständig zu machen (kennen wir ja: Die Mütter die keinen Job finden und dann gründen). Wenn ich dann höre, dass der Staat Kredite ausgeben will, dann wird mir ganz „Angst und Bange“. Kredite muss man immer zurückzahlen und wer in solchen prekären Situationen soll denn dann noch Kredite zurückzahlen können? Irgendwie erscheinen mir diese ganzen Schritte noch nicht ganz durchdacht. Menschen mit kleinen Läden werden ihre Existenzgrundlage verlieren, große Unternehmen verdonnern ihre Mitarbeiterinnen zur Leistung und Betreuung im Home-Office. Was passt da nicht zusammen?
„Ich möchte auch den Kopf für Basteltipps frei haben, habe ich aber (noch) nicht !"
Während einige also schon so: „Yeah, voll die Familienzeit. Hier super gute Basteltipps mit all den gesammelten Klopapierrollen“ ins Internet schreiben, bin ich gerade noch an dem Punkt (möge ich den anderen Entspannungsgrad so schnell wie möglich erreichen) der eher so nach:
„Komm, wir machen heute Abend einen Plan und den verwerfen wir alle gemeinsam dann morgen früh“
klingt und mir eigentlich gerade wieder nur zeigt:
Gebt Eltern viele Stimmen im Netz. Sie sind die Zukunft und sie erziehen die Zukunft – Nach Generation Z kommt wahrscheinlich Generation Corona
Es braucht eine Elternlobby in Deutschland. DRINGEND! Vielleicht braucht es jetzt das Grundeinkommen? Vielleicht braucht es aber auch einfach ganz, ganz starke Entlastungen für Familien – pflegende Angehörige? Vielleicht braucht es nicht 10 sondern 30 Krankentage pro Kind? Vielleicht braucht es mehr als eine Krankenkassenkarte pro Kind? Vielleicht braucht es zusätzliche Kindergelder in den nächsten Monaten für Familien? Vielleicht braucht es Hilfsfonds? Vielleicht braucht es irgendwas an das ich noch gar nicht gedacht habe? Was es auf jeden Fall braucht sind Stimmen von betroffenen Familien in den Medien und nicht nur Wirtschaftsgurus, die uns allen erklären wollen, dass wir das über Anträge (wenn ich das schon höre!!) und Kredite (Wer soll das bezahlen?) wieder auffangen können.
Ich sehe die Chance in dieser Zeit einige Themen wirklich offen zu diskutieren!
Zudem gilt: Lasst uns die Menschen in den griechischen Lagern nicht vergessen. Die Kinder, die Frauen und Männer, die weniger Hilfslieferungen erhalten in dieser Zeit und die sich nichts weiter wünschen als ein warmes Bett und ein Dach über dem Kopf. Und falls hier jetzt jemand rechtes Gedankengut drunter platzieren möchte, dem sei gesagt: Bleibt weg! #FUCKAFD
Diesen Text durften wir von Alus Blog Große Köpfe übernehmen. Danke für deine wahren und emotionalen Worte!