
Mama-Timeout statt Mama-BurnoutÜbung - Luisa Herrling zeigt dir, ob du kurz vor dem Burnout stehst und was du gegen das Tief tun kannst
Lusia Herrling ist Achtsamkeitscoach und selbst Mama von zwei kleinen Kindern. Sie unterstützt und ermutigt Frauen auf ihrem Weg durch die unendlichen Facetten des Mutterseins und erinnert uns immer wieder daran, dass Selbstfürsorge unsere oberste Pflicht ist. Denn irgendwann kann es dann plötzlich zu spät sein. Dann steht man vor dem Burnout und muss die Reißleine ziehen. Aber wie erkennst du diese kritische Situation und was solltest du nun dringend tun?
Nichts ist so unterschiedlich wie die Vorstellung und die Realität vom Muttersein. Jenseits der niedlichen Baby-Outfits, den perfekten Inszenierungen und den unendlichen Liebesbezeugungen existiert der knallharte Alltag.
Was auf Instagram mit Filtern gefärbt und einer Marshmallow-ähnlichen Schicht überzogen wird, sieht im echten Leben ganz anders aus. Mutterschaft fühlt sich in Wahrheit eher wie die viel zu enge Lieblingsjeans an. Man kann nicht ohne sie, zwängt sich irgendwie in sie rein, wird den ganzen Tag von ihr gezwickt und am Ende kommt man nicht mehr raus. Hinzu kommen unendliche Müdigkeit, Krankheiten, dauernde Erschöpfung und diese nie enden wollenden To-Do-Listen.
Bitte nicht falsch verstehen. Das ist keine Absage an das Mamasein. Mutter zu sein ist großartig. Ein Kind zu lieben übersteigt alles, was wir vorher je geglaubt haben, zu fühlen im Stande zu sein.
“Für unsere Kinder wollen wir nur das Beste, aber bitte nicht um jeden Preis!”
Wir reiben uns zwischen Kindern, Beziehung, Haushalt und Job auf. Allein der Wunsch, es allen recht zu machen, sorgt früher oder später dafür, dass wir unsere eigenen Ressourcen erschöpfen. Neben dem Druck der verschiedenen Rollenerwartungen kommt noch die Verunsicherung in Erziehungsfragen dazu.
Es wundert mich nicht, dass in den letzten zehn Jahren die Zahl der Mütter mit Erschöpfungssyndrom bis hin zum Mama-Burnout mit Schlafstörungen, Angstzuständen, Kopfschmerzen oder ähnlichen Erkrankungen um 37 Prozent gestiegen ist.
Ist ein Burnout die Folge der Vereinbarkeitslüge?
Als Mutter von zwei Kindern, ausgebildeter Achtsamkeitstrainerin für Stressbewältigung und Gründerin der Plattform „Mama Time Out“ befasse ich mich intensiv mit diesem Thema. Gemeinsam mit einem Team aus qualifizierten Psychologinnen, Coaches und Familienberaterinnen bietet die Plattform Müttern hilfreiche Angebote, um sie zu bestärken und sie in ihrer Mutterschaft zu begleiten. Selbstfürsorge ist hierbei der Ansatz, an dem zunächst keine Mama bei uns vorbeikommt.
„Ich habe keine Zeit für mich.“ Immer wieder ist es dieser Satz, den ich die Mamas sagen höre. Dabei kommt die Zeit, die eine Mutter in SICH investiert, ihren Kindern in doppelter Menge zugute. YOU CAN’T POUR FROM AN EMPTY CUP. Viele Mütter, die zu uns kommen, beklagen sich über die vielen Erwartungen und Ansprüche, die man an sie stellt: als Mutter, als Frau, Ehefrau, Schwester, Freundin, Schwiegertochter, Kollegin, oder Trauzeugin.
Stell dir zunächst immer grundsätzlich diese zwei Fragen:
Wer bin ich, wenn ich diese Erwartung nicht erfülle?
Du bist genug. Auch wenn du mal “nein“ sagst, auch wenn du mal nicht frisch kochst, auch wenn du mal nicht mit deinen Kindern spielen möchtest.
Was brauche ich, damit es MIR gut geht?
Es geht um DICH, um deine Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen auch neben dem Muttersein. Dafür gilt es, eine Lücke in deiner Taktung zu finden. Diese Lücke, also diese “Time Out“ zu finden, ist essentiell für eine glückliche und ausgeglichene Mutterschaft.
Warum leiden immer mehr Mütter an einem Mama-Burnout?
Wenn eine Mutterschaft geprägt ist von andauerndem Stress, Erschöpfung und innerer Vernachlässigung, befindet sie sich in einer Abwärtsspirale. Die innere Anspannung, die Frustration überträgt sich auf die Kinder und die Mutter muss noch mehr abfangen, noch mehr schlichten, noch mehr trösten.
Die Folge: Irgendwann kommt der Punkt (und wir können sicher sein, er wird kommen), an dem du einfach nicht mehr kannst. Deine Ressourcen sind aufgebraucht.
Warum unterschätzen noch so viele Mütter den Dauerstress?
Wir Mütter funktionieren eigentlich ziemlich gut. Wir sind stark und wir können so einiges wegstecken, immerhin sind wir Mutter geworden. Diese Glorifizierung der starken Mutter macht es uns aber noch schwerer, die eigenen Bedürfnisse ernsthaft wahrzunehmen. „Andere schaffen es doch auch“, „Ich will keine schlechte Mutter sein“ sind Sätze, die immer wieder in unseren Köpfen aufkommen. Und so schleppen sich tausende Mütter von Jahr zu Jahr durch einen zermürbenden Familienalltag ohne zu merken, dass ihre Kraftreserven längst aufgebraucht sind.
Woran erkenne ich, ob ich bereits selber am Mama-Burnout leide?
Es gibt vier Symptomkreise, die unterschiedlich ausgeprägt sein können. Wenn du hier auf mehreren Ebenen Übereinstimmungen bei dir finden solltest, möchte ich dir raten, professionelle Hilfe einzuholen. Symptome können sich auf unterschiedlichen Ebenen zeigen, hierbei unterscheidet man grundsätzlich zwischen der:
- emotionalen Ebene: depressive Zustände, negative Gedankenspirale
- mentalen Ebene: Konzentrationsstörungen
- körperlichen Ebene: Herzrasen, Muskelverspannungen, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen
- Verhaltensebene: Essstörungen, Suchtverhalten
Was kannst du nun tun?
Wenn du merken solltest, dass dich Symptome, wie die oben genannten, seit geraumer Zeit begleiten, dann solltest du folgendes tun:
Schritt 1: Suche das Gespräch. Im besten Fall mit einem dir sehr vertrauten Menschen. Das kann dein Partner, aber auch deine Freundin oder deine Mutter sein.
Schritt 2: Suche Beratungsstellen auf, sprich mit deinem Hausarzt und denke über eine Kur nach.
Es gibt zahlreiche erste Maßnahmen, wie Haushaltshilfen, Erziehungsberatungsstellen oder andere familienentlastende Dienste, die du in Anspruch nehmen darfst. Jedoch wirst du FÜR DICH, für deine Familie einen dauerhaften Weg finden müssen, um deiner Selbstfürsorge Raum zu geben.
Unsere Mama-Time-Out-Online-Kurse mit erfahrenen Coaches, Burnout-Beraterinnen und Psychologinnen geben dir einen ersten und so wichtigen Baustein, um überhaupt erstmal deine Bedürfnisse zu erkennen und dir deine Ressourcen bewusst zu machen. Du erhältst Lösungen und praktische Anwendungen, um deine Mutterschaft mit Selbstfürsorge zu leben.
Fange am besten heute schon damit an und versuche dir bewusst zu werden, welche Aktivitäten oder Momente dir nachhaltig Kraft geben. Hierfür eine kleine Übung aus unserem Mama-Time-Out-Online-Programm.
VON MIR FÜR DICH
Luisas MAMA-TIME-OUT ÜBUNG
Die Energietankstelle
- Reflektiere zunächst deinen eigenen Energiestand. Wie gefüllt oder leer ist er wirklich?
- Versuche nun drei Aktivitäten oder Momente zu finden, die dir nachhaltig Kraft, Liebe und Mut geben (das kann ein Buch lesen sein, ein Spaziergang alleine, dein Lieblingsessen).
- Finde für diese Energietankstellen drei unterschiedliche Symbole, z.B. Sonne, Herz, Baum.
- Trage dir nun für die kommende Woche drei Termine dafür in deinen Kalender ein und markiere sie mit dem entsprechenden Symbol (das hilft dir, dich bewusster darauf einzulassen).
- Blocke dir zunächst für deine ersten Termine mit deiner Energietankstelle 10 Minuten. Überfordere dich nicht und nimm dir jeglichen Druck raus – wenn es 8 Minuten sind, ist es auch ausreichend.
- Teile nun deine Termine mit deinem Partner und eventuell auch mit deinen Kindern. Binde sie ein und kläre sie über das Ziel deiner Termine auf. Du musst dabei nicht deine persönlichen Energietankstellen erläutern, diese dürfen gerne dein kleines Geheimnis bleiben.
Ich wünsche dir ganz viel Freude bei deinem Start in die Selbstfürsorge!
Photo by Kyle Frederick on Unsplash