Gleichstellung jetzt – für eine nachhaltige ZukunftWELTFRAUENTAG – Die Klimakrise ist nicht genderneutral. Wir machen mit UN Women Deutschland auf die Benachteiligung von Frauen aufmerksam
Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen für uns und die kommenden Generationen und trifft dabei nicht alle gleich, sondern insbesondere Frauen besonders heftig. Frauen sterben mit 14-mal höherer Wahrscheinlichkeit nach einer Naturkatastrophe, die unbezahlte Care-Arbeit erhöht sich durch die Klima-Krise weiter, Mütter- und Kindersterblichkeit steigt und Frauen haben durch geringeres Einkommen und weniger Ersparnisse schlechtere Chancen, einen Weg aus der Krise zu finden. Aber nicht nur die Auswirkungen haben eine Gender-Dimension, auch die Ursachen und die Maßnahmen im Umgang mit dem Klimawandel. Darauf möchte UN Women Deutschland besonders aufmerksam machen.
Wir alle wissen inzwischen, wie bedrohlich die Klimakrise für uns, unsere Kinder und Enkelkinder ist. Was nur Wenigen klar ist: Die Klimakrise ist nicht genderneutral. Frauen und Männer tragen unterschiedlich zu den Ursachen des Klimawandels bei, gehen unterschiedlich damit um und werden unterschiedlich von den Auswirkungen getroffen. Auf der ganzen Welt sind es Frauen und Mädchen, die besonders heftig unter den vielfältigen Folgen des Klimawandels leiden. Vor allem, weil sie den größten Teil der armen Menschen in der Welt ausmachen und in vielen Bereichen weiterhin stark benachteiligt sind. Unter anderem Indigene Frauen, Schwarze Frauen, ältere Frauen, LGBTQI+, Migrantinnen und behinderte Frauen sowie diejenigen in ländlichen oder Konfliktgebieten sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt.

Die Auswirkungen der Klimakrise sind sexistisch
Frauen und Kinder sterben bei Naturkatastrophen mit einer 14-mal höheren Wahrscheinlichkeit als Männer. Beim Tsunami 2004 in Thailand waren 70% der Todesopfer Frauen: Sie hielten sich zu Hause auf, wurden zu spät gewarnt und konnten nicht schwimmen. Die lange traditionelle Kleidung sowie die Verantwortung für Kinder und andere Angehörige erschwerten die Flucht zusätzlich. – Wenn die Flucht gelingt, sind Frauen und Mädchen einem hohen Maß an Gewalt ausgesetzt. In Krisen steigen häusliche und sexualisierte Gewalt, Zwangsheiraten und Ausbeutung deutlich an. Da Frauen weniger Einkommen, finanzielle Rücklagen oder Besitz haben, finden sie nach einer Katastrophe sehr viel schwieriger zurück auf die Füße. Durch Extremwetterereignisse steigen zudem die Kinder- und Müttersterblichkeit. Beispielsweise in Westafrika müssen gerade 40.000 Schwangere und Stillende wegen Unterernährung behandelt werden.
Wir müssen Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt stärken und die Gleichstellung der Geschlechter unter Hochdruck umsetzen, damit alle Menschen ein gesundes, sicheres Leben führen können. Nur wenn alle über die gleichen Rechte und Chancen verfügen, haben alle dieselben Möglichkeiten, mit der Klimakrise umzugehen und sich für die Eindämmung des Klimawandels einzusetzen. Bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern müssen also schnellstmöglich und nachhaltig beendet werden!

Frauen als wichtige Change Maker
Doch Frauen sind nicht nur Opfer der Klimakrise: Weltweit sind es vor allem junge Frauen, die die Klimabewegungen anführen. Häufig werden Klima- und Umweltaktivistinnen aber nicht gehört und kaum unterstützt. Im Gegenteil: Aktivistinnen werden belächelt und verniedlicht, sind Bedrohungen und Gewalt ausgesetzt. Wir alle haben schon von den Hasskommentaren gegen Greta Thunberg oder den sexistischen Sprüchen gegen Luisa Neubauer gehört. Bekannt ist auch der Mord an der honduranischen Umweltaktivistin Berta Cáceres. Aktivistische Frauen und feministische Organisationen müssen auf der ganzen Welt geschützt, unterstützt und gehört werden, denn sie können einen wirklichen Wandel bewirken.
Frauen kämpfen also als Aktivistinnen gegen den Klimawandel, in den meisten Machtpositionen sitzen aber nach wie vor Männer. Weltweit sind nur ein Viertel der Parlamentarier*innen Frauen, auf der Weltklimakonferenz 2019 lag der Frauenanteil in den Gremien bei durchschnittlich 33 Prozent. Von zivilgesellschaftlichen Klimabewegungen über die nationale Klimapolitik bis zu internationalen Klimaverhandlungen: Frauen müssen gleichberechtigt an allen Verhandlungstischen sitzen und Entscheidungen mit treffen! Die Perspektiven und Bedürfnisse derjenigen, die heute am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, müssen die Lösungen für Morgen mitbestimmen.
Auch in Deutschland relevant
Denken wir an den Klimawandel und Gender, kommen uns häufig Bilder von Dürren und Überschwemmungen im Globalen Süden in den Kopf. Oft denken wir an Frauen, die weitere Strecken zurücklegen müssen, um Trinkwasser zu holen. Das sind sehr wichtige Aspekte, aber auch hier bei uns herrscht längst keine Gleichstellung der Geschlechter und der Klimawandel wird zur steigenden Bedrohung. Hier in Deutschland verdienen Frauen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Von Frauen geführte Haushalte sind fast doppelt so stark von Energiearmut betroffen wie Haushalte mit männlichem Haushaltsvorstand. Politische Maßnahmen, die als Klimalösung die Energiepreise erhöhen, müssen dies berücksichtigen. Dazu kommt, dass eine nachhaltige Lebensweise die anfallende unbezahlte Care-Arbeit erhöht, die größtenteils von Frauen geleistet wird. So übernahmen 2017 Frauen im Durchschnitt 52,4 % mehr Familien- und Sorgearbeit als Männer. Durch die Pandemie hat sich die Situation nochmals verschlechtert. Care-Arbeit im Punkto Nachhaltigkeit ist zeitaufwendig. Sie bedeutet: im Bio-Laden kaufen statt im Discounter um die Ecke, Second-Hand Klamotten für die Kinder statt Internetbestellungen, Mülltrennung, etc. Sogenannte Green Jobs, in denen Mitarbeitende Handlungsmacht im Umweltschutzbereich bekommen, werden im Gegenteil vor allem in männerdominierten Sektoren geschaffen.

Gleichstellung in der Klimapolitik
Damit wirklich alle von Klima-, Umwelt- und Katastrophenschutzmaßnahmen profitieren, muss die Geschlechtergerechtigkeit im Zentrum stehen. Das bedeutet erstmal, dass die Klimapolitik geschlechtsspezifische Benachteiligungen nicht verstärken darf. Maßnahmen müssen allen Menschen gleichermaßen zu Gute kommen. Klimapolitik sollte aber auch ganz konkret zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen und letztlich auf eine ganzheitliche Transformation zu einer klimafreundlichen, inklusiven, geschlechtergerechten und fairen Gesellschaft zielen.
Für eine zukunftsfähige Welt müssen wir Frauen und Mädchen weiter stärken, ihnen den Zugang zu Bildung, Ressourcen und Rechten sichern und ihnen ausreichend Plätze an den Verhandlungstischen der ganzen Welt verschaffen. Gleichstellung jetzt – für eine nachhaltige Zukunft!
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