
So kannst du kreative Geistesblitze für dein Kind fördernKreativität ist wichtiger als Wissen – auch bei Kindern. Wie kann man als Eltern in digitalen Zeiten die kindliche Phantasie fördern?
Kreativität ist ein wichtiger Schlüssel in der Zukunft unserer Kinder. Ohne Kreativität gehen wir immer wieder ähnliche Wege. Auch Problemlösungen entspringen unserer Kreativität und neuer schöpferischer Kraft. Eigentlich mangelt es Kindern nicht an Einfallsreichtum und originellen Ideen. Doch unser Bildungssystem als auch die vermehrte Nutzung der digitalen Medien bringen die kindliche Kreativitätsentwicklung schnell an ihre Grenzen. Schon jetzt springen die Jüngsten zwischen digitalen und analogen Geräten hin und her und leiden vermehrt an Konzentrationsschwierigkeiten. Wie schafft man es in diesen Zeiten, die kindliche Fantasie, den Ursprung unserer Kreativität, zu erhalten und zu fördern, mit den dazugehörigen legendären Geistesblitzen?
Birgit Kühr, Textilkünstlerin, Kreativexpertin und Juristin, ist Mutter von 3 erwachsenen Kindern. 2018 gründete sie den TextilKreativClub. Dort zeigt sie Kindern und Jugendlichen wie sie mit Wolle und Stoff tolle Unikate zaubern können. Darüber hinaus gibt sie Anregungen, die eigene Kreativität im Alltag und in der Schule auszubauen und zu nutzen. Ausserdem lernen Kinder und Jugendliche den Umgang mit Perfektionismus und das Fehler keine Makel sind – ganz im Gegenteil, sie können Grundlage für späteren Erfolg werden.
Birgit hat für uns ihre Tipps für mehr Kreativität bei Kindern aufgeschrieben. Ihre Vision ist, Kinder auf dem Weg zu erwachsenen Kreativen zu begleiten, die Probleme und Herausforderungen der Zukunft mit Herz und Verstand lösen. Dafür ist Kreativität nämlich auch sehr hilfreich!
5 beliebte Ideen wie Eltern die Kreativität ihrer Kinder fördern können – und ihre eigene gleich mit!
Viele sehen in den neuen digitalen Technologien die Zukunft der Kreativität. Andere
glauben, die zunehmende Digitalität in unserem Leben blockiert uns mehr, als dass sie uns hilft. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Kinder sind von Natur aus lebhafte, kreative Geister die vor Einfallsreichtum nur so strotzen. Als Eltern müssen wir uns darum kümmern, diesen intuitiven Ursprung für unsere Kinder zu bewahren.

1. Kreativität spielerisch fördern – Wie man Spiele neu denkt
Dein Kind spielt regelmäßig Brettspiele? Warum nicht die Spielregeln ändern? Schon das Diskutieren über neue Regeln macht einen Riesenspaß und regt die Fantasie an. Beim Spiel „So tun, als ob“ spielen Kinder ein Tier oder eine Sache nach: ob Hund, Katze oder Waschmaschine – die Möglichkeiten sind unendlich. Das „Was wäre dann“ – Spiel ist mindestens genauso spannend. Dabei stellt man verrückte Thesen auf und überlegt, wie die Welt dann wäre. Philosophie für Kinder.
„Was wäre, wenn wir alle fliegen könnten?“ Oder: Was wäre, wenn alle Menschen rückwärts liefen?“ Dabei entstehen immer spannende Ideen!
2. Kreativität sprachlich fördern – Das neue Erzählen
Berichte über Erlebnisse aus deiner Kindheit. Das ist für jedes Kind total spannend und es lernt, wie Eltern früher gelebt haben. Es erfährt zudem, dass Eltern auch nicht immer Engel waren, das auch sie Probleme hatten und eben auch Fehler gemacht haben. Erzählt euch gegenseitig erfundene Fantasiegeschichten und startet gemeinsam eine Fantasiereise.
Lies aus dem Lieblingsbuch deines Kindes und denkt euch ein neues Ende aus. Erinnerst du dich noch an die Geheimsprachen deiner Kindheit? Löffel-Sprache, Räubersprache oder B-Sprache? Probiert sie einmal aus und lernt sie gegenseitig. Oder ihr erfindet eine eigene Geheimsprache, in dem Vokale oder Laute verändert oder durch Abkürzungen ersetzt werden.
3. Kreativität durch Theater – Eine eigene Show kreieren
Ein Besuch in einer Artistenshow ist gerade nicht möglich? Dann plant eine eigene Künstlershow! Das ist ein tolles Familienevent. Dein Kind ist der Show-Direktor, die anderen Familienmitglieder sind Zauberer und Artisten und zeigen, was sie können. Der Applaus wird allen sicher sein!
Für kleinere Kinder ist Schattentheater ein großer Spaß. Für ältere Kinder kann es total spannend sein, pantomimisch Berufe darzustellen oder durch Fragen, einen Beruf zu erraten. Das ist eine tolle Gelegenheit über verschiedene Berufe zu sprechen. Dein Kind liebt Geschichten von Kasperl und Seppel? Warum erfindet ihr nicht eure eigenen Abenteuer? Die könnt ihr dann beim nächsten Familiengeburtstag als Kasperltheater aufführen. Das schürt nicht nur die Kreativität, sondern trainiert auch das Selbstvertrauen.
4. Kreativität fördern durch Musik und Gesang – Ein eigenes Konzert
- Singen ist toll. Es entspannt, macht gute Stimmung und ist dazu noch ein super Gedächtnistraining.
- Lust auf ein Familienkonzert? Experimentiert mit unterschiedlich gefüllten Wassergläsern, Töpfen und anderen Gefäßen und erzeugt dabei verschiedene Klänge. Wenn ihr dazu noch singt, ist das Familienkonzert perfekt.
- Instrumente wie Ukulele – leicht zu erlernen – mit wenigen Akkorden erste Lieder spielen
5. Kreativität mit den Händen fördern – Von Handwerk bis backen
- Du hast handwerkliche Arbeiten zu erledigen? Lass dein Kind helfen! Das Kind übt spielerisch seine Fingerfertigkeiten und lernt darüber hinaus, wie Werkzeuge funktionieren und welche Arbeitsschritte wann und wieso gemacht werden. Klar, mit Kind dauert die Arbeit länger, aber es macht garantiert mehr Spaß.
- Habt ihr euch schon einmal mit den klassischen Handwerkstechniken wie Weben, Flechten, Sticken oder Häkeln befasst? Diese Handarbeiten trainieren die Motorik der Finger und üben Ausdauer und Durchhaltevermögen. Dabei entstehen tolle Unikate, auf die die Kinder meist besonders stolz sind. Falls dir dafür die Ideen fehlen, schau in meinen Blog. Da findest du viele Inspirationen und Anleitungen.
- Gemeinsames Backen, ist eine schöne Aktion, nicht nur zur Weihnachtszeit. Was entsteht aus Zucker, Mehl und Butter, wenn sie gerührt werden? Wie wird Eiweiß ganz fest? Lasst beim Garnieren und Verzieren das Kind machen. So kommt die Fantasie ins Spiel und das Backen wird zum Erlebnis.
- Baut euch eure eigene Bastelkiste, bestückt mit verschiedenen Materialien wie Papieren, Stiften, Wolle und Stoff. Darin können sich noch selbst gesammelte Naturmaterialien befinden. Aber auch leere Joghurtbecher, Milchtüten, Zeitschriften, Netze von Obst, Kronkorken und was das Kind sonst so alles verarbeiten könnte. Die Ideen kommen beim Machen!
- Ausmalbücher oder Malen nach Zahlen sind bestimmt besser als ständiges Daddeln auf dem Handy. Aber besonders kreativ sind diese fertigen Vorgaben nicht. Lieber verschiedene Stifte und Papiere griffbereit für Kinder aufbewahren.

Marie A., 7 Jahre alt.
Das richtige Mass und die richtige Bühne finden
Bei der Entwicklung von Kreativität sind viele verschiedene Sinneseindrücke wichtig. Entscheidend ist jedoch bei der Fülle der Möglichkeiten die vielfältige Anregung im richtigen Maß – und nicht am laufenden Band. So können Kinder ihre Talente entdecken und ihre Begabungen optimal entfalten – ohne die Lust zu verlieren. Absolut empfehlenswert ist eine Ausstellungsfläche für die Kunstwerke der Kinder. Das kann eine freie Wand in der Wohnung oder eine Mappe mit den gesammelten Werken der Kinder sein. Wenn auf den einzelnen Arbeiten das Datum steht, ist das Durchblättern nach Jahren noch eine große Freude.
Weitere wichtige Tipps zur Förderung von Kreativität
- Andere Kinder, mit denen es zusammen kreativ sein kann
- Lass deinem Kind freie Zeit, denn aus Langeweile entsteht Neues
- Lobe dein Kind für Ideen, Details und Fortschritte, das ist echte Wertschätzung
- Neugier wecken und dabei das Kind zu Experimenten ermutigen
- Kreative Situationen nicht stören, wie beim Erfahrungen sammeln und ausprobieren
- Tägliche Zeit für Handy, TV und Computer mit dem Kind zusammen festlegen und konsequent einhalten!
- Eltern sollten als Vorbilder nicht die meiste freie Zeit am Handy hängen
- Fördere auch verrückte Ideen
- Humor und Spaß beim Kreativ sein
Was machen kreative Menschen anders?
Kreative Menschen erkennen das Problem und gehen fantasievoll an die Lösung heran. Dabei lassen sie sich gerne auf Neues ein und sind offen für Anstöße von außen. Sie können sich Dinge auch ganz anders vorstellen und haben daher einen unkonventionellen Denkstil. Ihr Interesse für ihre Aufgaben und die Eigeninitiative sind hoch. Sie „brennen“ förmlich für ihre Aufgaben und ihre Ideenmaschine feuert unentwegt, ohne dass ihr Hirn an Überhitzung leidet. Das ist der Zustand, der die Geistesblitze hervorbringt. Und das wünschen sich doch alle Eltern für ihre Kinder!
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