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    FRAG MAL MONA
    „Meine Kinder sind so wählerisch und wollen immer nur das Gleiche essen! Was soll ich bloß kochen?"

    Die Familientherapeutin Mona Kino beantwortet eure Fragen und berichtet aus ihrer Perspektive. Es sind keine Lösungen im herkömmlichen Sinn (denn die eine Lösung gibt es nicht), vielmehr Anleitungen und Ideen dafür, den individuellen Lösungen in sich auf die Spur zu kommen.

    „Meine Kinder (2/5) sind so wählerisch und wollen immer nur das Gleiche essen! Was soll ich bloß kochen?“  – fragt Bettina

    Liebe Bettina.

    Schmecken ist eine Kombination von Sinneseindrücken: die Konsistenz wahrnehmen, riechen, den Geschmackssinn anregen und die Temperatur mit der Zunge ertasten. Der Geruchssinn spielt dabei die wichtigste Rolle. Das Aroma von Basilikum zum Beispiel schmecken wir nicht mit der Zunge, sondern es gelangt durch das Essen über den Rachen zurück in die Nase und trägt so zum Geschmackseindruck bei. Im Mundraum selbst schmecken wir nur die Grundgeschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter und würzig.

    Eine kleine Übung für dich

    Setze dich, wenn du fünf oder auch zehn Minuten Ruhe hast, einmal hin und schließe die Augen. Du kannst sie auch auf ein unbestimmtes Ziel vor dir auf dem Boden richten. Stell dir dann vor, was du gerade gerne essen würdest – ganz egal, was du über gesunde oder ungesunde Ernährung weisst oder denkst. Stelle es dir in allen Facetten vor.

    • Wie sieht der Einkauf dafür aus? 
    • Wie die Zubereitung, in Größe, Geschmack und Aussehen? 
    • Wer hilft dir dabei? 
    • Wo würdest du das fertige Gericht am liebsten essen und mit wem? 
    • Sitzt du am gedeckten Tisch oder vielleicht in deinem Bett? 
    • Oder ist es ein Picknick draußen auf einer Wiese? 

    Wenn du alles ganz genau vor Augen hast, erinnere dich daran, als du zwei oder fünf Jahre alt warst. Was war damals dein Lieblingsessen und wo und mit wem hast du dies am liebsten gegessen? 

    Mit dem, was heute auf deinem Speiseplan steht, hat das wahrscheinlich nicht viel zu tun, oder?

    Wann immer wir am Frühstücks-, Mittags- oder Abendbrottisch meinen zu scheitern, liegt das meist daran, dass wir vergessen, dass wir als Kinder Spaghetti mit Ketchup, Gummibärchen, Schnitzel mit Pommes, Grießbrei mit Apfelmus oder ähnliches unwiderstehlich lecker fanden. Und dass sich im Laufe des Lebens unser Geschmack verändert. Erwachsene mögen Bier, Kaffee, Spinat, Wein und Tee, bei jedem Sechsjährigen rollen sich da wegen der Bitterstoffe die Fußnägel hoch.

    Auch wenn die Geschmacksnerven nach der Geburt bereits angelegt sind, zieht es Kinder instinktiv im ersten Lebensjahr zur einzigen Nahrung hin, die für sie risikofrei ist: Milch. Würde man ihnen Bitterstoffe untermischen, würden sie sie ausspucken. Nicht, weil sie uns ärgern wollen, sondern weil dies unsere genetische Grundausstattung ist.

    Denn in der Natur kommt Süßes – außer in Muttermilch – vor allem in reifen Früchten vor. Was bitter schmeckt, kann hingegen giftig sein, Saures verdorben oder unreif. Dreijährige empfinden zum Beispiel eine Zuckerlösung erst dann als süß, wenn sie 8,6 Gramm Zucker enthält, während Achtjährige den Geschmack schon mit 4,4 Gramm erkennen. 20-Jährige schmecken bereits 2,1 Gramm Zucker heraus.

    Zudem bringt jeder Bissen, den ein Kind zum ersten Mal schmeckt, eine Flut neuer Sinneseindrücke mit sich. Wenn Kinder also einen anstrengenden Tag im Kindergarten hatten, ist es kein Wunder, wenn sie am Abend keine Lust auf noch mehr Neues haben, sondern vor allem auf Vertrautes und Sicheres.

    Doch wenn du neben Rührei und Fischstäbchen deinen Kindern mehr kulinarische Highlights schmackhaft machen willst, kannst du dir den Gewöhnungseffekt zunutze machen. Wenn wir eine „neue“ Speise einführen wollen, sollte sie acht bis zehnmal auf dem Tisch gestanden haben und probiert werden. Mehr als vier von zehn Kindern essen zunehmend mehr davon. Das Wichtigste aber ist und bleibt eine entspannte Atmosphäre. Denn ob wir einen Geschmack als angenehm in Erinnerung behalten, hängt entscheidend davon ab, ob wir uns wohlfühlen. Das Geschmacksgedächtnis befindet sich in der gleichen Hirnregion, in denen auch emotionale Gedächtnisinhalte gespeichert werden: im limbischen System.

    „Je mehr wir schimpfen und uns um ihr Wohl sorgen, desto weniger schmeckt es ihnen bei uns.“

    Wenn wir also meckern, weil der Zwetschgenauflauf mit Schafskäse und Rosinen den Kleinen nicht schmeckt, dann ist es kein Wunder, wenn das Essen beim nächsten Mal abgelehnt wird. Lassen wir sie lieber kosten und die Ablehnung für den heutigen Abend einfach nur als das nehmen, was es ist: Viele kleine Schritte machen am Ende auch einen großen. 

    Und, um ehrlich zu sein, ist es nicht so aufwendig, ein extra Butterbrot mit Käse zu schmieren oder eine Schüssel mit Spaghetti zu kochen. Wenn die dann à la Pippi Langstrumpf mit der Schere gegessen werden dürfen, kann man dazu auch gut eine einfach hergestellte Tomatensauce statt Ketchup servieren.

    Wenn ich mit meiner besten Freundin frühstücken gehe, isst sie immer salzig und ich süß, und das verursacht bei keiner von uns Kopfzerbrechen. Wir staunen nur manchmal, wie man am frühen Morgen das jeweils andere essen kann. Dann unterhalten wir uns weiter und diskutieren nicht über die unterschiedlichen Ernährungsmaßnahmen. Denn wenn dem so wäre, würden uns unsere Begegnungen schon lange nicht mehr schmecken. 

    Und genauso geht’s den Kindern. Je mehr wir schimpfen und uns um ihr Wohl sorgen, desto weniger schmeckt es ihnen bei uns.

    Herzlich, Mona

    VON MONA FÜR DICH

    Familie werden ist nicht schwer, Familie sein hingegen an manchen Tagen sehr.

    Die Fragen, die du manchmal hast, scheinen einerseits zu simpel, um sie jemandem zu stellen, und andererseits dann doch zu komplex zu sein, um sie allein zu bewältigen.
    Aus diesem Grund ist FRAG MAL MONA frei nach dem Motto der Sesamstraße entstanden: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum?

    Schick Mona deine Fragen an: redaktion@mother-now.de

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    Mona Kino ist Autorin und erlebnisorientierte Familientherapeutin in Berlin. Seit 2014 praktiziert sie TrainingEmpathy. Sie ist Trainerin, Supervisorin und Referentin für Teambuilding in der Erwachsenenbildung. Ihr Ziel ist, den Menschen ein stärkeres Selbstgefühl für ihre persönlichen Kompetenzen zu vermitteln, damit sie jederzeit klare und für sie stimmige Entscheidungen im Miteinander treffen können. Sie ist Mutter von zwei Jugendlichen und schreibt, neben Drehbüchern, Artikel zum Thema Beziehungskompetenz und Empathie in Schule, Familie und Gesellschaft. www.monakino.de

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