
FRAG MAL MONAKolumne – „Mein Partnerin und ich haben uns getrennt. Meine Kinder (3/5) wünschen sich, dass wir wieder ein Paar sind. Wie kann ich ihnen helfen?," fragt Stefan
Die Familientherapeutin Mona Kino beantwortet eure Fragen und berichtet aus ihrer Perspektive. Es sind keine Lösungen im herkömmlichen Sinn (denn die eine Lösung gibt es nicht), vielmehr Anleitungen und Ideen dafür, den individuellen Lösungen in sich auf die Spur zu kommen.
„Meine Partnerin und ich haben uns getrennt. Meine Kinder (3/5) wünschen sich, dass wir wieder ein Paar sind. Wie soll ich reagieren, damit sie kein Trauma davontragen?, fragt Stefan.
Liebe Mona,
Wie begleitet man eine Trennung mit kleinen Kindern (3 und 5)? Wir Eltern haben uns im Guten dafür entschieden, uns zu trennen und die Kinder wünschen sich eine Rückkehr zur Normalität. Meine Tochter spricht von nichts anderem, als davon dass Mama und Papa wieder zusammenziehen und wieder ein Paar sind. Wie kann man auf diese Situation reagieren ,ohne die Gefühle der Kinder zu verletzten und die Kinder vor einem Trauma zu bewahren?
Viele Grüße
Stefan
Lieber Stefan,
Es ist nicht leicht auszuhalten, wenn Kinder sich etwas wünschen, was man ihnen nicht erfüllen kann und will. Denn klar, ihr könntet, wenn ihr wolltet wieder ein Paar werden. Aber ihr wollt nicht. Ich nehme an, ihr habt einiges versucht, es miteinander hinzubekommen, bevor ihr euch für die Trennung entschieden habt. Denn ich kenne niemanden, der gerne und ohne Rettungsversuche die Trennung ausspricht. In eurem Fall ist es offenbar in Übereinkunft, was aus meiner Sicht keinen Anlass für ein Trauma darstellt.
Ein Trauma kann singulär entstehen. Und kann durch Ruhe und Zeit bearbeitet werden. Oder es entsteht, weil Kinder – oder Menschen im Allgemeinen – längere Zeit in traumatischen Zuständen leben. In Umständen, wie wir sie beispielsweise in einem Krieg erleben, auf der Flucht, wenn Eltern sich immerzu streiten, Kinder allein gelassen werden oder immer die Schuld für die Umstände zugewiesen bekommen. Situationen, in denen der Radar quasi ständig in Alarmbereitschaft ist. Dann ist das Nervensystem im Dauermodus auf Gefahr gepolt und zu wenig auf Entspannung bzw. Erholung.
Ich kenne niemanden, der nicht möchte, dass sein Kind glücklich und unbescholten durch die Kindheit kommt. Heute vielleicht mehr denn je. Das setzt aber auf Dauer nicht nur die Eltern unter Druck, sondern auch die Kinder. Die Realität ist, keiner übersteht sie ohne Beulen. Auch nicht im gewünschtesten Wunsch-Elternhaus.
„Das Leben besteht aus guten und aus schlechten Tagen.“
Aber: Was ist das überhaupt? Ein guter Tag? Ein schlechter Tag?
Ist es nicht so, dass wir an den Tagen, die wir häufig als schlecht bezeichnen, genau die guten Tage so besonders schätzen lernen? Kinder brauchen Zeit für ihre Trauer. So wie ihr sie auch für euch und eure beendete Beziehung benötigt habt. Und sie brauchen Eltern, die ihre Traurigkeit aushalten können, die sie in den Arm nehmen und ihnen wertfrei ein Taschentuch reichen.
Die Erfahrung zeigt, dass Kinder mit einer etwa dreimonatigen Verzögerung reagieren, wenn ihre Eltern Trauer und Verluste erlebt haben
Und dann könnt ihr euch gemeinsam hinsetzen und beispielsweise etwa folgendes sagen:
„Wir hören von euch, dass ihr euch wünscht, dass wir wieder ein Paar sind. Diesen Wunsch können wir euch nicht erfüllen, denn Kinder brauchen glückliche Eltern. Und das sind wir, wenn wir getrennt sind. Trotzdem möchten wir wissen, was für euch daran so wichtig ist, damit wir sehen können, ob wir von eurem Wunsch vielleicht ein bisschen was erfüllen können.“
Kommt dann vielleicht als Antwort: „Das Papa (oder Mama) nicht allein ist.“ Könnt ihr ihnen versichern, dass es euch ohne den Partner viel besser geht und dass ihr gute Freunde und Freundinnen habt, die bei euch sind, wenn ihr sie braucht. Oft sind Kinder dann schnell erleichtert und sorgen sich nicht weiter um das Wohl der Eltern. Wenn ihr das so klar nicht sagen könnt, solltet ihr die noch offenen Themen zwischen euch als Paar besprechen. Und Abschied nehmen. Je nachdem, wie es für euch am besten passt, ist es manchmal hilfreich, das mit einer Begleitung zu machen. Die hat oft eine dritte Perspektive anzubieten, auf die man selbst nicht kommt.
„Kinder brauchen Zeit für ihre Trauer.“
Die drei Fragen des Abschiedsnehmens sind:
- Das/Was vermisse ich?
- Darüber/Worüber freue ich mich, wenn ich von jetzt an allein lebe?
- Dafür bin ich dir dankbar..
Diese Fragen werden in den seltensten Fällen linear beantwortet. Trauer ist ein Prozess. Aber ohne die ersten beiden Fragen zu beantworten, kommt man an den Teil der Dankbarkeit nicht ran. Und ohne Dankbarkeit für das, was wir vom anderen gelernt haben, finden wir keinen Frieden.
Inspiriert euch etwas davon? Das würde mich sehr freuen.
Alles Liebe,
Mona
VON MONA FÜR DICH
Familie werden ist nicht schwer, Familie sein hingegen an manchen Tagen sehr.
Die Fragen, die du manchmal hast, scheinen einerseits zu simpel, um sie jemandem zu stellen, und andererseits dann doch zu komplex zu sein, um sie allein zu bewältigen.
Aus diesem Grund ist FRAG MAL MONA frei nach dem Motto der Sesamstraße entstanden: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum?
Schick Mona deine Fragen an: redaktion@mother-now.de