
Andere Länder, andere SittenDas sind die schönsten Weihnachtsbräuche unserer europäischen Nachbarn zum Nachmachen
Jede Familie, jede Region, jedes Land hat Weihnachtstraditionen, die von Generation zu Generation weitergereicht werden und vom Klima, von der Kultur und dem Glauben beeinflusst sind. Es lohnt sich aber, einen kleinen Streifzug über die eigene Landesgrenze zu unternehmen und bei ein paar Nachbarn zu fragen, wie sie feiern, was sie anders machen. Vielleicht findest du noch eine Anregung, um euer Weihnachtsfest dieses Jahr um einen neuen Brauch zu erweitern. So entstehen die schönsten Geschichten, aus denen dann wieder neue Traditionen entstehen können. Denn Weihnachten ist doch die Zeit für Geschichten.
Schweden
Seit Astrid Lindgrens Michel von Lönneberga wissen wir, wie tief der Schnee zu Weihnachten sein kann, wie gemütlich so ein rauschendes Weihnachtsfest ist und was für Leckereien auf den Tisch kommen. Der berühmte Julbord – die Weihnachtstafel – ist ein Buffet voller Köstlichkeiten. Als wären alle Vorratskammern leergeräumt worden. Der Weihnachtsschinken darf da nicht fehlen, verschiedene Heringssalate, die Köttbullar (jeder, der schon einmal bei Ikea war, kennt die leckeren Fleischbällchen), Pasteten, Janssons frestelse (Janssons Versuchung, ein Kartoffelauflauf mit Anchovis) und natürlich Nachspeisen. Damit an Weinachten alles reibungslos abläuft, darf man eines auf keinen Fall vergessen. Man muss dem Tomte, dem Wichtel, der im Haus lebt und dessen Bewohner beschützt, eine Weihnachtsgabe machen. Je nach Stimmung bringt er nämlich Glück oder Unglück über Haus und Hof. Deswegen ist es sehr wichtig, sich gut mit ihm zu stellen. Darum wird ihm traditionell an Weihnachten eine Schale Hafergrütze – sein Lieblingsgericht – hingestellt. Wichtig ist, dass in dem Brei ein Löffel aus Holz steckt, denn der Tomte verabscheut Metall.
God Jul!
Spanien
Der Heiligabend ist in Spanien ein verkaufsoffener Werktag, Weihnachten beginnt erst am 25.12 mit einem üppigen Festessen vom feinsten Geschirr in großer Runde. Für die Kinder gibt es nach ländlicher Tradition den Cagatió, das ist ein mit einem Gesicht verzierter Holzstamm auf Beinen, der mit einem roten Tuch abgedeckt ist, unter dem kleine Geschenke liegen. Die Kinder dürfen sie sich, singend und mit einem Stock auf den Stamm klopfend, nacheinander hervorholen. Es gibt zwar keine Lebkuchen, dafür aber Turrón, weißer Nougat aus gerösteten Mandeln, Zucker, Honig und Eiern, der beim Weihnachtsessen nicht fehlen darf. Der Turrón stammt ursprünglich aus dem arabischen Raum und kam mit den Mauren nach Spanien. Nach dem Essen wird La Urna del Destino, „die Urne des Schicksals“ auf den Tisch gestellt. Darin befinden sich viele kleine Geschenke, aber auch Nieten. Jeder zieht solange, bis er ein Geschenk bekommen hat. Die Weihnachtszeit endet mit dem 6. Januar, dem Fest der Heiligen Drei Könige. An diesem Tag findet auch die eigentliche Bescherung statt und es gibt noch einmal eine große Tafel.
Feliz Navidad!
Belgien
In Belgien kommt der Sinterklass in Begleitung vom Zwarten Piet und verteilt Geschenke oder eben nicht, wenn man nicht artig war. Das Weihnachtsessen, das aus Wild, Braten und Fisch besteht wird mit einer typischen Nachspeise abgschlossen – dem Weihnachtsbaumstamm (Kerststronk auf Flämisch / Bûche de Noël auf Französisch). Das ist ein dick mit Schokolade bedecktes Biskuitgebäck, das einem Holzklotz ähnelt. Es schmeckt herrlich, aber hinterher hat man das Gefühl, dass man wirklich einen Holzklotz im Magen hat. Dazu darf eines nicht fehlen – das richtige Weihnachtsbier. Die belgische Bierkultur ist nicht umsonst UNESCO Weltkulturerbe. Die historische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Stellung, die Bier seit dem Mittelalter in Belgien erlangt hat, ist sehr groß und darum überrascht es wenig, dass Belgien den Titel „Land des Bieres“ trägt. Natürlich gibt es extra für das Weihnachtsfest gebraute Biere – beispielsweise das „Slaapmutske Winterbier“.
Prettige Kerstmis! und Joyeux Noël
Dänemark
Auch bei unseren direkten Nachbarn, den Glücklichsten aller Europäer, hält man sich an Traditionen. Am Heiligabend wird Schweinebraten oder Ente mit Rotkohl, Kartoffeln und brauner Soße gegessen. Zum Nachtisch gibt es Ris a l’amande, ein Milchreis mit warmer Kirschsoße. Die Dänen sprechen dies folgendermaßen aus: Rieß alla mang [ʁis ɑ lɑmɑŋ], was zauberhaft klingt und überhaupt nicht Französisch. In der Schale versteckt sich eine ganze, geschälte Mandel, und der glückliche Finder bekommt ein kleines Mandelgeschenk. Das ist quasi der Appetizer vor der eigentlichen Bescherung und ist ein großer Spaß, denn es kommt natürlich laufend zu irrtümlichem Jubelgeschrei, da der Milchreis mit gehackten Mandeln gemacht wird. Aber der größte Unterschied zu unseren Bräuchen ist gleichzeitig auch der schönste. In Dänemark wird – bevor es (endlich) Geschenke gibt – um den Baum herumgetanzt. Hand in Hand hüpfen alle um den Baum und singen Weihnachtslieder. Das fordert vor allem die Weihnachtsbaumschmücker heraus – denn der Baum soll ja von allen Seiten glänzen.
Glædelig Jul!