Melde dich für unseren Newsletter an.

Erhalte alle infos, Aktionen und Inhalte als Erste in dein Postfach!

    TOP

    5 Minuten mit LUCIE
    KOLUMNE #7 - Tanya aka Lucie Marshall erzählt über die nicht früh genug beginnende Schulsuche ihres 3-jährigen Sohnes

    Wer ist Lucie Marshall?

    Was rettet einen im Alltag mit Kindern? Ganz genau. Der Humor. Aus diesem Grund hat unsere Social Moms Mitgründerin Tanya ihr Alter Ego „Lucie Marshall“ ins Leben gerufen. Da war ihr Sohn knapp 2 Jahre alt ist. In den Kolumnen erzählt Lucie von den kleinen und großen Desastern des Familienalltags, Schlafentzug oder Spielplatzstress – allerdings immer so, dass man einmal durchatmen kann und vor allem herzhaft lachen darf. Entweder über Lucie oder über sich selbst, oder beides, weil sie sich so ähnlich sind.

    Hier geht's zur Audio-Version der Kolumne, gelesen von Autorin Tanya Neufeldt:

    Bin ich total blauäugig? Oder grob fahrlässig?

    Ich bringe am Dienstag Sam zu einem Kindergeburtstag seiner Kita-Freundin Mia. Eigentlich hatte ich auf einen freien Nachmittag spekuliert, aber Sam will unbedingt, das ich doch bleibe: „Binne sonst ganz traurich.“ Das will man ja nicht.

    Ich kenne außer Mias Eltern keinen der anderen Erwachsenen. Die wiederum scheinen sich aber alle sehr gut zu kennen. Ich setze mich mit einem Kaffee zu ihnen und befinde mich in Sekundenschnelle in einem hitzigen Gespräch über Schule. Oweia. Ich dachte, ich verbringe den Nachmittag bei der Pediküre und jetzt das. Ich versuche seit geraumer Zeit mit Erfolg mich beim Thema ‚Schule‘ erst mal zu entspannen, nachdem ich Sam letztes Jahr bereits an einer anmelden wollte und selbst die Direktorin mich übereifrig fand.

    Darum steige ich erst mal in das Gespräch nicht ein und nippe nur am Kaffee.

    Eine Mutter versucht mich aber höflicherweise mit ins Gespräch einzubinden und fragt: „Auf welche Schule soll denn Sam gehen?“

    „Och, ich bin mir noch nicht sicher. Wir haben ja noch drei Jahre“, sage ich  ganz relaxt, „Bei uns auf der Straße gibt es so eine Schule, die hat einen guten Ruf. Oder vielleicht auf diese Waldorfschule? Die soll ja ganz nett sein.“

    Das Gespräch verstummt und sieben Augenpaare sind entsetzt auf mich gerichtet: „WAS? Du willst auf die Waldorfschule und hast dich noch nicht darum gekümmert??“, fragt mich eine Mutter fassungslos. Oh Gott, jetzt fühle ich mich doch sofort so, als ob man mich beim Gummibärchen klauen ertappt hätte. Sämtliche hart erarbeitete Entspannung zum Thema „Schule“ ist in Sekundenschnelle futsch.

    „Also, ich bin da gleich nach der Geburt jedes Jahr auf den Weihnachts-Basar gegangen, habe Kuchen gebacken und schon mal Kontakte geknüpft.“, sagt die Mutter, die eher so aussieht, als ob sie sonst auch lieber auf der Fashion Week ihre Zeit verbringt. Aber anscheinend hat sie alles richtig gemacht und sich nicht leichtfertigerweise entspannt: Denn während ich mit Sam, Mandeln und Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt rumhänge, kümmert sie sich um die Zukunft ihres Sohnes. Anscheinend war das grob fahrlässig von mir. Hätte ich doch bloß nicht auf diese Direktorin gehört.

    „Ist denn Sam auf einer Waldorf-Kita?“, hakt eine andere Mutter nach. 

    „Nee“, sage ich, „der ist in so einem kleinen Hippie-Kinderladen.“ „Oh“, raunt es durch den Raum, jetzt schauen alle sehr besorgt. „Dann sind die Chancen gleich null.“ Betretenes Schweigen. Ich weiß gar nicht wie ich hier landen konnte. Bis vor zehn Minuten ging es mir blendend und ich verglich im Kopf Nagellackfarben. Aber mein schlechtes Mutter-Gewissen springt gleich voll an.

    Warum hat mir das denn keiner gesagt?

    „Also, kann man da gar nix mehr machen?“, höre ich mich sagen, als ob ich gerade eine schlimme Diagnose vom Arzt bekommen hätte. „Naja, eine kleine Chance gibt es noch: Was macht denn dein Mann beruflich?“ 

    „PR und so“, stammele ich mittlerweile völlig verunsichert. Das war ganz klar die falsche Antwort.

     „Das ist schlecht, ist er denn wenigstens handwerklich begabt?“ Ich traue es mich kaum zu sagen, aber Marc und ich kriegen uns jedes Mal in die Haare, wenn er nur ein Bild aufhängt. Er sagt es ist gerade, die Wasserwaage und ich sehen das anders. Interessanterweise fragt niemand, ob ich handwerklich begabt bin. Aber das Fass mache ich jetzt lieber nicht auf.

    Ich schüttele einfach nur noch den Kopf. Betretenes Schweigen. Anscheinend habe ich jetzt schon das Leben meines Sohnes ruiniert. Falscher Job, falsche Hobbys. Filzen statt Schminken, Schreiner statt PR. Warum hat mir das denn keiner gesagt?

    Click here to bookmark this
    Are you sure want to unlock this post?
    Unlock left : 0
    Are you sure want to cancel subscription?